Satte Renditen dank Photovoltaikanlage auf dem Dach? Nachdem die Einspeisevergütungen 2012 in den Keller gerutscht sind, war es damit erstmal vorbei. Doch inzwischen rechnet sich die Investition schon wieder.
In den letzten Jahren sah es so aus, als sei der Photovoltaik-Boom in Deutschland schon wieder vorbei. Seit 2012 gibt es immer weniger Einspeisevergütung, parallel dazu brachen vorhersehbar die Zubauzahlen ein. Doch langsam geht es wieder aufwärts. Zwischen Januar und September 2017 wurden rund 43.000 Anlagen mit einer Leistung bis zu zehn Kilowatt neuinstalliert. Das sind 35 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2015. Laut Stiftung Warentest gibt es dafür auch einen guten Grund: Die Solaranlage auf dem Dach lohnt sich wieder. In den nächsten 20 Jahren hätten Hauseigentümer gute Chancen, Renditen von fünf Prozent oder mehr zu erzielen, meldet das „Finanztest“-Magazin.
An der Einspeisevergütung liegt das nicht. Sie ist 2014 auf unter 13 Cent pro Kilowattstunde gesunken und dümpelt seitdem auf niedrigem Niveau. Derzeit zahlen die Netzbetreiber 12,21 Cent für Strom aus kleinen Anlagen, wie sie auf Einfamilienhäusern üblich sind. Was sich aber geändert hat, sind die Preise für die Anlagen. Die günstige Konkurrenz aus Asien hat den Markt deutlich in Bewegung gebracht. Für eine Komplettanlage inklusive Montage müssten Käufer im Moment etwa 1200 bis 1500 Euro pro Kilowatt Leistung hinlegen, die Mehrwertsteuer kommt gegebenenfalls noch obendrauf. Eine Fünf-kW-Anlage gibt es also schon ab 6000 Euro – 2011 zahlten Hausbesitzer mindestens ein Drittel mehr.
Anschaffungskosten sind nicht alles
Was potenzielle Stromerzeuger nicht übersehen sollten: Mit der Erstinvestition ist es nicht getan. Nach der Anschaffung erwarten sie laufende Kosten für Wartung und Versicherung, früher oder später werden wahrscheinlich Reparaturen fällig. „Finanztest“ berücksichtigt das in seiner Beispielkalkulation mit 120 Euro im Jahr. Die Mehrwertsteuer können sich Anlagenbetreiber hingegen sparen, wenn sie sich beim Finanzamt nicht als Kleinunternehmer einstufen lassen. Dann können sie sich die Umsatzsteuer, die sie bei der Anschaffung zahlen, gleich vom Fiskus zurückholen. Dafür müssen sie dann natürlich auch Umsatzsteuer veranschlagen, wenn sie überschüssigen Strom an den Netzbetreiber verkaufen.
Auf 20 Jahre gerechnet kostet die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom laut „Finanztest“ zwischen neun und zwölf Cent. Für normalen Haushaltsstrom zahlen die Kunden momentan mehr als doppelt so viel. Am meisten lohnt sich die Photovoltaikanlage dann auch für Haushalte, die den Großteil ihres erzeugten Stroms selbst verbrauchen. Ihre Kosten bleiben konstant, während sich die Strompreise seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt haben. Auch wenn die Entwicklung nicht in diesem Tempo weitergehen sollte, dürfte das Sparpotenzial von Anlagenbesitzern in Zukunft noch wachsen.
Das Problem ist allerdings: Der meiste Strom wird dann erzeugt, wenn gar nicht so viel davon gebraucht wird, nämlich an sonnigen Sommertagen. Im Winter dagegen läuft die Anlage auf Sparflamme und die Anlagenbesitzer sind auf Haushaltsstrom aus dem Netz angewiesen. Lösen lässt sich das nur mit einem Stromspeicher. Ohne Akku ließen sich nur 13 bis 30 Prozent des erzeugten Stroms selbst nutzen, zitiert „Finanztest“ Thomas Seltmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: „Das reicht aber, damit sich die Anlage langfristig rechnet“.
Akku später nachrüsten
https://www.n-tv.de/ratgeber/Solaranlagen-lohnen-sich-wieder-article20135130.html?service=print 1/2
Im Beispiel der Stiftung Warentest kommt der Betreiber, der ein Viertel des Stroms selbst verbraucht, grob auf eine Rendite zwischen fünf und 7,5 Prozent. Wie viel es letztlich sind, hängt davon ab, wie sich der Strompreis entwickelt und wie hoch die Anschaffungskosten waren. Das ist die Krux bei den Akkus: Sie sind teuer, Anlagen mit Speicher kosten etwa doppelt so viel wie die ohne. In den letzten Jahren hätten sich die Preise zwar schon fast halbiert, schreibt „Finanztest“. Doch für einen wirtschaftlichen Betrieb reiche das noch nicht, mehr als eine „schwarze Null“ sei bei Anlagen mit Akku derzeit kaum drin.
In ein paar Jahren dürfte das freilich schon anders aussehen. Große gewerbliche Batteriekraftwerke arbeiten schon seit 2016 rentabel, bei den kleineren Systemen ist das nur eine Frage der Zeit. Wenn die Speicherpreise irgendwann auf 600 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität gesunken sind, wird sich die Investition für alle Haushalte lohnen, prognostiziert das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme. Bis auf Weiteres sollten renditeorientierte Käufer aber besser auf den Speicher verzichten und dann gegebenenfalls nachrüsten, rät Thomas Seltmann. Geduld brauchen sie so oder so: Im Moment muss die Anlage mindestens zehn Jahre in Betrieb sein, bis die Kosten wieder reingeholt sind.
Quelle: n-tv.de
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